Rückblick: „Feeding Your Family Demons“ mit Jetthe Fabioola (Jänner 2025)

Ein persönlicher Retreat-Rückblick von Christian H.

Am Wochenende vom 24. bis 26. Jänner 2025 hatte ich die Gelegenheit, am Seminar „Feeding Your Family Demons“ im inspirierenden Ambiente des Weltweitwandern-Basecamps in Graz teilzunehmen. Ich war gespannt, was mich erwartet, denn die FYD-Methode, die auf einer jahrhundertealten tibetisch-buddhistischen Praxis basiert und von Lama Tsültrim Allione weiterentwickelt wurde, klang vielversprechend. Sie verbindet buddhistische Weisheit mit modernen tiefenpsychologischen Ansätzen und bietet einen kreativen, mitfühlenden Weg, um mit belastenden Emotionen und familiären Prägungen zu arbeiten.

20 Gäste nahmen live im Büro am Seminar teil, und weitere acht Personen waren online dabei.

Ein besonderer Rahmen

Unser großer Raum im Weltweitwandern-Basecamp war, wie immer, ein wunderbarer Ort für diese intensive Arbeit. Die farbigen Gebetsfahnenlichter, das sanfte Licht und die einladende Atmosphäre schaffen einen wunderschönen Rahmen – fast wie ein tibetischer Tempel, in dem sich die Teilnehmenden schnell wohlfühlen. Viele haben mir auch dieses Mal rückgemeldet, wie wertvoll dieser Ort für sie ist – und ich kann das auch selbst nur bestätigen.

Das Retreat wurde liebevoll organisiert von Kirsten und Gabi, die einen schönen Rahmen geschaffen und sich auch um unser leibliches Wohl – gemeinsam mit unserer ganzen Gruppe – gekümmert haben. Gerade dieses liebevolle Miteinander in unserer Vereins-„Buddhismus im Alltag“-Gruppe ist es, was unsere Veranstaltungen und Retreats besonders macht. Man spürt die schon jahrelange Freundschaft unter uns, die Veranstaltungen werden so liebevoll getragen, dass dies auch für Gäste zu einem vertrauensvollen Miteinander beiträgt. Dafür bin ich sehr dankbar!

Ein intensiver Einstieg

Am Freitagabend um 18:30 Uhr ging es los, und ich war überrascht, wie direkt wir ins Thema einstiegen. Jetthe Fabioola, eine erfahrene Meditationslehrerin und Jung’sche Analytikerin aus Dänemark, führte uns mit bemerkenswerter Klarheit und Einfühlungsvermögen in die Methode ein. Obwohl das Seminar auf Englisch war, stellte dies für niemanden ein Problem dar – Jetthes klare und schnörkellose Art machte es leicht, alles zu verstehen.

Schon am ersten Abend haben wir uns auf unseren ersten „Dämon“ eingelassen. Das war eine besondere Erfahrung, denn die Methode ist alles andere als gewöhnlich. Statt Belastendes zu verdrängen, lud uns Jetthe dazu ein, es wahrzunehmen, anzunehmen und auf eine neue Weise damit umzugehen. Mir wurde bewusst, wie sehr wir alle von familiären Mustern geprägt sind, die sich oft über Generationen hinweg fortsetzen.

Der Prozess des Fütterns – meine Erfahrung

In der Meditation begann ich, mich meinem „Dämon“ zu nähern – zunächst nur als diffuses Gefühl, eine Unruhe, die sich schwer fassen ließ. Doch dann wurde es konkreter: Welche Form hat er? Welche Farbe? Wie groß ist er? Ich war erstaunt, wie lebendig das Bild vor meinen Augen wurde, und das Zeichnen mit Buntstiften half mir, noch tiefer in die Erfahrung einzutauchen.

Der spannendste Teil war der Perspektivwechsel. Ich setzte mich in die Rolle meines „Dämons“, sah mich selbst aus seinen Augen und fragte: Was brauche ich wirklich? Die Antwort war überraschend einfach: Aufmerksamkeit, Verständnis, vielleicht sogar Mitgefühl. Anstatt ihn zu bekämpfen, begann ich, ihn symbolisch zu füttern – mit dem, was er wirklich brauchte. Und langsam verwandelte sich die bedrohliche Gestalt in einen Unterstützer, eine Ressource für mich selbst.

Gemeinschaft und Austausch

Besonders berührend war für mich die Arbeit in kleinen Gruppen. In den Zweier- und Vierergruppen entstand ein offener Austausch, der mir gezeigt hat, wie wertvoll es ist, solche Prozesse gemeinsam zu durchleben. Es war erleichternd zu spüren, dass wir alle ähnliche Themen haben und in einer unterstützenden Gemeinschaft daran arbeiten können.

Die Kombination aus Meditation, kreativem Ausdruck und Reflexion hat das Wochenende für mich zu einer sehr tiefgehenden und wertvollen Erfahrung gemacht. Ich habe nicht nur neue Erkenntnisse über mich selbst gewonnen, sondern auch das Gefühl, dass ich mit den richtigen Werkzeugen nach Hause gehe, um weiter an diesen Themen zu arbeiten.

Meine Empfehlung

Ich kann dieses Seminar und auch unsere anderen Seminare und Retreats wirklich jedem empfehlen, der sich mit inneren Herausforderungen auseinandersetzen möchte. Es braucht manchmal ein bisschen Mut, sich den eigenen „Dämonen“ zu stellen, aber der Prozess ist ungemein bereichernd. Für Jänner 2026 planen wir Jetthe Fabioola wieder einzuladen.

Christian H.